Schon der Dichter Ausonius beschrieb in seinem Gedicht "Mosella" um 370 n. Chr. mit obigen Zeilen den Steillagenweinbau an der Mosel. Auch der Dichter Johann Wolfgang von Goethe – knapp 1400 Jahr später – begeisterte sich in einem Bericht über die Reise entlang des Flusses für die mit Reben bepflanzten Steilhänge. Von Generation zu Generation wurde dieses Erbe bis heute weitergeben. Auch in meiner Familie ist der Weinbau verwurzelt: Mein Cousin Kilian Franzen besitzt ein bekanntes Weingut und mein Vater bewirtschaftet ebenfalls eigene Weinberge im Bremmer Calmont, dem steilsten Weinberg Europas.

Leider fallen diese Steillagen in Bremm und in anderen Orten der Mosel aufgrund der hohen Arbeitsintensität und Bewirtschaftungskosten mehr und mehr brach. Obwohl gerade diese Lagen wegen ihres speziellen Terriors für den Weinbau ideal sind und hervorragend mineralische und fruchtige Weine hervorbringen.

Wir teilen die Begeisterung für solche Weine und möchten daran mitwirken, dieses Erbe weiterzuentwickeln und die durch den Weinbau entstandene Kulturlandschaft an der Mosel zu erhalten. Im Dezember 2017 entstand so unsere Idee, einige Weinberge zu kaufen und diese selbst zu bewirtschaften. Ein Verkäufer war schnell gefunden und so wechselten vier bestockte Weinbergsparzellen im Bremmer Calmont den Besitzer. Zusätzlich erwarben wir ein Brachstück mit einer Größe von 0,5 ha, das wir in Laufe der nächsten Jahre rekultivieren möchten.

Diese Zeilen sang der Norweger Eivind Borge in seiner Lobeshymne auf die norwegische Inselgruppe Spitzbergen... In unserem Fall hat er damit Recht behalten!

Die Inselgruppe Spitzbergen liegt im Arktischen Ozean zwischen 74° und 81° nördlicher Breite. Im Winter herrschen Temperaturen von -30°C, ewige Dunkelheit und es gibt mehr Eisbären als Menschen auf den Inseln. Wer würde hier gerne eine längere Zeit verbringen? Wohl kaum jemand, außer einigen Abenteuerlustige und einigen Studenten bzw. Wissenschaftler aus aller Herren Länder, zu denen auch wir gehörten.

Im Sommer 2015 entschieden wir uns (noch unabhängig voneinander) für ein Auslandssemester am "University Center of Svalbard". Zu dieser Zeit studierten wir noch Ingenieurswissenschaften in Sankt Petersburg bzw. Meteorologie in Mainz. Auf Spitzbergen angekommen, lernten wir uns kennen und verliebten uns. Um unseren eigenen Wein kreisten unsere Gedanken damals noch nicht (außerdem wären die klimatischen Bedingungen auf Spitzbergen viel zu schlecht für den Weinbau). Wir genossen die Ski- und Schneemobiltrips oder Hüttentouren in den Bergen und die einzigartige Natur.

Im Juni 2016 schlossen wir beide unser Studium ab und gingen vorerst zurück in unser Heimatländer. Es begann das große Reisen zwischen Russland und Deutschland. Philipp nahm eine Arbeitsstelle bei einer Beratungsfirma im Finanz- und Energiesektor an und zog zurück an die Mosel in seinen Heimatort Bremm. Irina fand eine Arbeitsstelle als Ingenieurin beim Lebensmittelhersteller Mars Inc. in der Nähe von Moskau. Bei ihren regelmäßigen Besuchen an der Mosel begeisterte sie sich für die Landschaft und die Menschen, und natürlich der Wein.

Schnell reifte der Entschluss: Wir möchten selbst Wein produzieren und ein eigenes Weingut aufbauen... Gesagt, getan! Im Dezember 2017 erwarben wir einige Weinbergsparzellen, die wir seitdem im Nebenerwerb bewirtschaften. Im Sommer 2019 entschied sich Irina, dauerhaft nach Deutschland zu kommen. Dies bietet uns die Möglichkeit die bewirtschaftete Fläche in den kommenden Jahren kontinuierlich auszubauen, und weiter an unserer Idee zu arbeiten. Wir freuen uns darauf!